Es war einmal ... Grimms Kinder- oder Schauermärchen?
Wilhelm und Jacob Grimm sind wohl den meisten Menschen vor allem durch ihre weltbekannten Märchen bekannt. Doch die beiden Brüder waren nicht nur Märchensammler und Geschichtenerzähler, sondern zählen durch ihre Sprach- und Geschichtsforschung, mit zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen und europäischen Kulturgeschichte.
Wer lieber zuhört, als liest, kann zahlreiche Märchen in einer garantiert jugendfreien Version auch als Hörbuch via hoerbuchmagazin.de konsumieren. Hierbei handelt es sich um ein umfassendes Hörbuch-Portal, welches durch die Firma dailylead GmbH aus Dresden betrieben wird. Das Projekt hat stand einige Zeit still, wird von dailylead jetzt jedoch wieder zu neuem Leben erweckt, bzw. mit umfangreichen Inhalten befüllt.
Die erfolgreichste Märchensammlung der Weltliteratur
Die Gebrüder Grimm veröffentlichten unter andere ein Wörterbuch der deutschen Sprache und gelten gemeinsam mit Georg Friedrich Benecke und Karl Lachman zu den Begründern der Germanistik, ihr Hauptwerk, die gesammelten „Kinder- und Hausmärchen“, ist, mit Übersetzungen in mehr als 160 Sprachen, die bis heute erfolgreichste Märchensammlung der Weltliteratur. Kinder auf der ganzen Welt machen ihre ersten Leseerfahrungen mit Grimmschen Märchen, auch wenn einige davon grausam, teilweise sogar brutal sind. Wer die Möglichkeit hat, die Originalmärchen zu lesen, wird sich wundern, wie sehr diese sich zum Teil von den heutigen, harmlosen Varianten unterscheiden, ganz zu schweigen von den zahlreichen Disney-Adaptionen. Dennoch bleibt im Kern immer auch eine tiefere Symbolik hinter den Erzählungen.
Hänsel und Gretel - vorsätzlicher Kindsmord?
Ein besonders plastisches Beispiel für die Grausamkeiten, die in Märchen behandelt werden, ist die Geschichte von Hänsel und Gretel. Diese Erzählung strotzt nur so von Elend, das sich auch historisch zu Zeiten der Grimms nachweisen lässt, insbesondere kalte Winter und Missernten hatten starke Auswirkungen auf die damalige Gesellschaft.
Zurück zur Geschichte: Am Anfang von Händel und Gretel steht der Hunger im Vordergrund. Vater und Mutter wissen nicht mehr, wie sie sich und ihre zwei Kinder ernähren sollen und entscheiden sich schließlich, diese in den Wald zu führen, wo sie nicht mehr alleine herausfinden würden. Eine unglaubliche Tat, welche zweifelsohne als vorsätzlicher Kindsmord einzuordnenden ist. Doch dabei bleibt es nicht. Die Kinder finden ein Haus im Wald, werden von einer Hexe gefangen und sollen schließlich im Ofen verbrannt werden. Selbstverständlich kann man Märchen unterschiedlich deuten und interpretieren, viele Literaturforscher gehen davon aus, dass dies auf eines der größten Tabus – Kannibalismus hindeuten soll. Manche gehen sogar noch weiter und nehmen an, dass es sich bei der Hexe und der Mutter um ein und dieselbe Person handeln könnte...
Märchen leben von Symbolik
Auch in anderen Märchen der Gebrüder Grimm lassen sich entsprechende Grausamkeiten finden. In der ursprünglichen Geschichte von Schneewittchen etwa, erhält der Jäger von der Stiefmutter nicht nur den Auftrag Schneewittchen zu töten, sondern soll auch deren Leber und Lunge mitbringen, um diese zu verspeisen. Offensichtlicher und noch bis in heutige Kinderversionen hinein ist der Kannibalismus bei Rotkäppchen. In manchen Versionen des Märchens setzt der verkleidete Wolf dem hungrigen Rotkäppchen sogar das zuvor zubereitete Fleisch vor, welches dies nichtsahnend auch verspeist.
Sämtliche Märchen der Gebrüder Grimm sind voll mit Symbolik und werfen oft auch ein Licht auf gesellschaftliche Missstände der damaligen Zeit. Selbstverständlich hatten die Menschen damals andere Auffassungen davon, was kindgerecht ist und was nicht. Zum Glück gibt es aber auch die modernen Versionen, die bis heute für Faszination bei Kindern und Erwachsenen sorgen.
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