Bibliotherapie – wie Bücher Herzschmerz heilen
Bücher können unterhalten, informieren und trösten. Und manchmal helfen sie sogar dabei, emotionale Probleme zu überwinden und zu verarbeiten. Lesen kann Therapie und Medizin zugleich sein.
Mit den richtigen Büchern erzielen Neurowissenschaftler und sogenannte Bibliotherapeuten erstaunliche Heil-Erfolge bei chronischen Schmerzen und seelischem Leid.
Was ist Bibliotherapie?
Das Konzept, dass Bücher dabei helfen den Heilungsprozess einzuleiten und therapeutische Ziele zu erreichen wird in verschiedenen Therapieansätzen gern angewendet. Was die Bibliotherapie von anderen etablierten Therapiemethoden wie der kognitiven Verhaltenstherapie unterscheidet, ist die Tatsache, dass das Lesen hier nicht nur ergänzend zu den eigentlichen Behandlungsprozessen genutzt wird. Stattdessen stellt es einen ganz eigenen, zentralen Aspekt der Therapie dar.
Die Bibliotherapie ist vor allem in Skandinavien, Großbritannien und den USA weitverbreitet. Die Form der Kreativtherapie kann an amerikanischen Universitäten studiert werden und in England werden Patienten mit leichten Depressionen seit einigen Jahren sogar „Books on prescription“, also Bücher auf Rezept verschrieben.
Wie funktioniert die Buch-Therapie?
Die Bibliotherapie macht sich die emotionale Wirkung von Literatur zunutze. Mithilfe von Geschichten, egal ob in Form von fiktiven Erzählungen, Gedichten oder Selbsthilfeliteratur, können Therapeuten ihren Patienten ein besseres Verständnis ihrer Situation vermitteln.
Die Buchtherapie hilft den Patienten beispielsweise, indem sie ihnen zeigt, wie sich andere Figuren wie Buchcharaktere in ähnlichen Situationen verhalten. Es hat sich gezeigt, dass ein bibliotherapeutischer Behandlungsansatz besonders bei Problemstellungen im Bereich der Sozialbeziehungen sehr effektiv ist.
Dazu zählen unter anderem auch Trennungen und Liebeskummer.
Bücher als soziale Unterstützung
Der Erfolg des Therapieansatzes lässt sich damit erklären, dass Bücher in emotional fordernden Zeiten als eine Form der sozialen Unterstützung diesen. Welchen Stellenwert diese nach einer Trennung hat, erklärt der Sozialpsychologe Boris Bergmann auf seiner Website: „Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben bewiesen, dass soziale Unterstützung die beste “Medizin” ist, um soziale Verluste/Ablehnung zu bewältigen... im Allgemeinen kann man sagen, dass ein großer “sozialer Umkreis” von Familie, Freunden und Bekannten einen positiven Einfluss hat, insbesondere im Falle eines gebrochenen Herzens.“
Dazu muss die soziale Unterstützung nicht einmal von realen Personen stammen. Für einen unterstützenden Effekt reicht es schon, wenn man sich mit einem fiktiven oder realen Charakter auf der emotionalen Ebene identifiziert. Zu sehen, wie dieser Charakter persönliche Probleme bewältigt, hilft vielen Menschen dabei, ihre eigene Situation weniger pessimistisch zu sehen und emotionalen Schmerz zu verarbeiten.
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