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Als Till Eulenspiegel Turmbläser war

Eigentlich war es allseits bekannt, dass man als Arbeitgeber von Till Eulenspiegel verulkt werden würde. Alle wussten, dass man dem witzigen und durchaus listigen Jungen mit der auffälligen Narrenkappe nicht trauen durfte, dass er seine Arbeit auch tatsächlich ausführen würde.

Allerdings konnte man doch immer wieder auf einige Menschen stoßen, die mit seinen Streichen nicht vertraut waren. So konnte Till trotzdem Opfer zum Reinlegen finden. Von seinen Späßen war keiner verschont – ob man reich oder arm war, jung oder alt – Till Eulenspiegel machte da keine Unterschiede.

Der Graf von Anhalt gehörte zu diesen Menschen, denen Till Eulenspiegel noch nicht über den Weg gelaufen ist. Der Graf war ausgesprochen reich und lebte auf einer großen Burg. Da es irgendwelche Räuber immer wieder auf seine Reichtümer abgesehen hatten, brauchte er unbedingt einen zuverlässigen Turmbläser.

Bei seiner Suche nach jemandem, der diesen Dienst ausführen konnte, stieß der Graf auf Till Eulenspiegel. Ohne zu wissen, was ihn mit einem solchen Narren erwartete, ließ er den jungen Till in seinen Dienst treten. Till Eulenspiegel hatte nun als Turmbläser die Aufgabe, den ganzen Tag hoch oben im Turm zu sitzen und nach Räubern Ausschau zu halten. Sollten diese auftauchen, müsse er laut in sein Horn blasen und damit den Grafen warnen.

Haus

Seine Aufgabe als Turmbläser war eigentlich gar nicht so schwierig, allerdings musste Till Eulenspiegel dazu tagelang im Turm sitzen und die Gegend betrachten. Auch das wäre nicht so schlimm gewesen, hätte man den armen Till nicht oben auf dem Turm ohne Essen sitzen lassen. Der Graf und seine Ritter ließen sich köstliches Essen auf dem Tisch reservieren, während man Till hungrig auf dem Turm sitzen ließ.

Der hungrige Narr versuchte vergebens mit lauten Rufen, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Till Eulenspiegel konnte auch nicht nach unten gehen und sich selbst das Essen holen. Dem Turmbläser selbst war es nämlich strengstens verboten, den Turm zu verlassen. Till wusste nicht, was er tun sollte. Auf einmal sah er Räuber am Horizont, die auf dem Weg zur Burg waren.

Dann entschied er sich dazu, seinen Befehlen nicht zu gehorchen und den Grafen und seine Ritter nicht durch das Horn zu warnen. Noch bevor der Graf und seine Ritter ausziehen konnten, hatten die Räuber schon alles gestohlen. Als sich die ganze Aufregung legte und die Räuber schon längst über alle Berge waren, stürmte der wütende Graf in voller Rüstung den Turm hinauf, um seinen Turmbläser zur Rede zu stellen.

Er schrie Till Eulenspiegel an und fragte ganz böse, warum er sie denn nicht gewarnt hatte. Doch Till Eulenspiegel antwortete mit einer Gegenfrage: „Warum hast du mir kein Essen geschickt? Bevor man nicht gegessen hat, kann man auch nicht ins Horn blasen.“

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