Der Taler-Streich
Till Eulenspiegel hatte schon im zarten Alter damit begonnen, die Leute im Dorf mit seinen Streichen zu amüsieren und manch einen zur Weißglut zu treiben. In Kneitlingen, wo Till und seine Eltern lebten, erzählten sich die Leute zahlreiche Geschichten über den frechen Buben.
Der arme Vater des Jungen war zutiefst beschämt über die Frechheiten seines Sohnes und dachte sogar daran, aus dem Dorf wegzuziehen. Doch einer war ganz und gar nicht beschämt. Tills Pate der Ritter von Uelzen fand die Geschichten über den Lausbuben nämlich ausgesprochen witzig. Eines Tages begegneten sich Till Eulenspiegel und sein Pate der Ritter von Uelzen zufällig auf der Straße. Der Ritter fragte den Knaben, wohin es denn gehen würde.
Darauf antwortete Till, dass er auf dem Weg nach Ampleben zur Schule wäre. Natürlich spielte er dabei den braven Jungen. Tills Pate wollte dem Knaben eine Freude machen und holte aus seiner Tasche einen Taler hervor – Till solle sich dafür Zuckerzeug kaufen. Allerdings überraschte den Ritter Tills Reaktion auf seine Großzügigkeit. Statt sich darüber zu freuen, lehnte Till den Taler kopfschüttelnd ab.
Er entschuldigte sich bei dem Ritter und erklärte, dass er das Geschenk nicht annehmen könne. Der Ritter war fast schon ein bisschen böse über die Reaktion seines Patenkindes und fragte nach, was der Grund für das Ablehnen des Geschenkes wäre. Till antwortete ganz traurig, dass er Angst vor Schlägen hätte.
Der Vater würde ihn nämlich hauen, wenn er nach Hause komme. "So sag doch, Du hast den Taler von mir – dann passiert Dir nichts!" sagte der Ritter zu Till. Doch Till erwiderte, sein Vater würde es ihm niemals abkaufen, dass er von so einem edlen Herrn nur einen Taler bekommen hätte. Wenn er Taler von seinem Paten als Geschenk erhalten hätte, dann doch einen ganzen Beutel davon. Nur so würde ihm sein Vater die Geschichte glauben. Der reiche Ritter war anfänglich ganz verblüfft von der Frechheit des Jungen.
Doch dann musste er über die List des Jungen laut lachen und weil er doch so schlau war. Als Belohnung gab er Till tatsächlich einen Beutel voller Taler und versicherte, dass ihm der Schulmeister nicht mehr viel beibringen könne.
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